Nordirland, welches aus sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster besteht, gehört als einziger Teil der irischen Insel zum Vereinigten Königreich. Im Zuge der Neubesiedlung durch die britische Krone im 16. Jahrhundert hielt eine neue Bevölkerungsgruppe, die zudem eine andere Glaubensrichtung vertrat, Einzug auf der irischen Insel. Dies gilt heute gemeinhin als Ursprung jenes Konfliktes, welcher von den Iren oft salopp als "The Troubles" bezeichnet wird und das Land bis zur Jahrtausendwende erschütterte. Auch wenn die paramilitärischen Körperschaften beider Seiten offiziell die Waffen niedergelgt haben, so existieren auch heute noch Hass und Misstrauen zwischen jenen Bevölkerungsgruppen, was sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirken kann.
Kinder beiderlei Lager haben im Greenhill YMCA in Newcastle daher die Möglichkeit, fernab der Troubles, die Natur und einander besser kennen zu lernen. Sie dabei anzuleiten und zu unterstützen, wird während der nächsten 13 Monate zu meinen Aufgaben gehören.

Montag, 25. April 2011

(t)i(e)rische Ostern

In diesem Jahr habe ich das Osterfest  - ich glaube erst zum zweiten Mal in meinem Leben - fernab von der Heimat und den damit verbundenen Bräuchen verbracht. Besonders einen davon wollte ich jedoch nicht missen; das jährliche Ostersingen zum Sonnenaufgang am Müggelsee. In Ermangelung eines Müggelsees, wie auch Liedguts schien das ganze jedoch zuerst im Sande zu verlaufen, bis ich mir dann ein Herz fasste und (recht kruzfristig) verscheidene E-Mails verschickte. Die Resonanz war überwältigend. So stieg ich dann mit vier Mitfreiwilligen - Kate, Melissa, ihre Cousine Eva und Tobi -  am Samstagabend auf den Bergsattel vor dem Slieve Donard, wo wir die Nacht verbringen wollten, um am nächsten Morgen im ersten Licht des Tages die Spitze zu erklimmen.
Bevor wir uns nach unserem Aufstieg in unsere Zelt knüllten, verspeisten wir noch mitgebrachte Vorräte. Ich hatte Bouletten gemacht und Tobi einen leckeren Humus, den wir auf selbst gebackene Brötchen geschmiert verspeisten. Dies sorgte jedoch für eine Begegnung der dritten Art - zumindest dachten wir soetwas in der Art als wir mit unseren Kopflampen nichts ahnend in die Dunkelheit leuchteten und ein paar Augen zurückleuchtete. Meister Reinecke, den man ob, der kargen Landschaft überall aber nicht dort oben vermutet hätte, und der sich, im Normalfall von zurückgelassenen Essensresten ernährte, wollte sich anscheinend ebenfalls ein österliches Festmahl gönnen. Leider konnten wir uns damit nicht einverstanden erklären und sahen uns nach einigen Aufdringlichkeiten seinerseits dazu gezwungen, ihn durch Schreien und Steinewerfen in die Flucht zu schlagen. An dieser Stelle muss noch vermerkt werden, dass wir natürlich keine Steine AUF den Fuchs warfen, sondern viel mehr an ihm vorbei zielten, um ihn in die Flucht zu schlagen, nicht aber zu verletzen. So konnten wir uns dann gegen Mitternacht auf eine mehr oder weniger geruhsame jedoch fuchsfreie Nacht einstellen.
Am nächsten Morgen um 5:20 klingelte dann der mitgenommene Wecker und wir machten uns verschlafen an den letzten Rest des Aufstiegs. Oben angelangt wurden wir mit einem wundervoll klaren Morgen und einem Sonnenaufgang belohnt, der mit Worten kaum zu beschreiben ist. Außerdem wartete Kate mit einer Überraschung auf, die keiner erwartet hatte. Freunde, ich Scherze nicht: sie IST der Osterhase!





Das Liedersingen gestaltete sich zwar weniger stimmgewaltig als gewohnt, was dem ganzen jedoch keinesfalls einen Abbruch tat. Nachdem wird dann - einige auf englisch, andere auf deutsch - am Ende noch ein gemeinsames Vaterunser gesprochen hatten, verabschiedeten wir uns von den Schafen, die unser Gesang herbeigelockt haben musste und machten uns an den Abstieg.
Der Rest des Tages verlief dann wie ein Ostertag ablaufen sollte; bei größtenteils sonnigem Wetter machten wir zunächst ein Nickerchen auf der Wiese, suchten Ostereier und schauten zu guter Letzt das Unionspiel im Livestream. Meine Gäste kehrten dann gegen Abend nach Belfast zurück und mit ihrer Abreise überfiel mich die Müdigkeit.
Jetzt sitze ich gerade im Staffroom und harre der Ankunft meiner Familie. Ich habe so ein Gefühl als wäre das Eiersuchen für dieses Jahr noch nicht abgehakt...
Der Herr ist auferstanden! Frohe Ostern!

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