Nordirland, welches aus sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster besteht, gehört als einziger Teil der irischen Insel zum Vereinigten Königreich. Im Zuge der Neubesiedlung durch die britische Krone im 16. Jahrhundert hielt eine neue Bevölkerungsgruppe, die zudem eine andere Glaubensrichtung vertrat, Einzug auf der irischen Insel. Dies gilt heute gemeinhin als Ursprung jenes Konfliktes, welcher von den Iren oft salopp als "The Troubles" bezeichnet wird und das Land bis zur Jahrtausendwende erschütterte. Auch wenn die paramilitärischen Körperschaften beider Seiten offiziell die Waffen niedergelgt haben, so existieren auch heute noch Hass und Misstrauen zwischen jenen Bevölkerungsgruppen, was sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirken kann.
Kinder beiderlei Lager haben im Greenhill YMCA in Newcastle daher die Möglichkeit, fernab der Troubles, die Natur und einander besser kennen zu lernen. Sie dabei anzuleiten und zu unterstützen, wird während der nächsten 13 Monate zu meinen Aufgaben gehören.

Samstag, 30. April 2011

Familienbesuch und Training

Seit dem Ostermontag habe ich zum zweiten Mal Besuch von meiner Familie bekommen. Leider habe ich diesmal - anders als im Oktober - weit weniger Zeit größere Ausflüge mit Bruder, Mutter und Vater zu machen. Der Grund dafür war unter anderem ein intensives zweitägiges Training mit einem eigens eingeflogenen Spezialisten am neu errichteten Kletterturm. Besagter Spezialist, den die Firma Vertex entsandt hatte, hört auf den Namen Eddy und hatte einen gar grausigen Midwestakzent, welcher das eigendlich recht spaßige Training zu einer Pein werden ließ. Besagter Akzent äußerte sich zum Beispiel darin, das nach schätzungsweise jedem dritten Wort die Phrase "Say What?", deren Sinn sich mir ob der mannigfaltigen Verwendung noch nicht so ganz erschlossen hat, zu vernehmen war.
Nachdem wir uns am Dienstag bei "Leap of Trust" und "Kistenstapeln" verlustiert hatten, mussten wir uns am Mittwochabend einer kleinen Abschlussprüfung stellen, durch die ich  - leider - durchfiel. Am Anfang war ich sehr zuversichtlich, machte jedoch schnell einige Fehler, die sich dann in Unsicherheiten verwandelten und somit eine Art Teufelskreis bildeten. Nunja, Schwamm drüber, es sind ja immerhin vier von acht Prüflingen durchgekommen. Da drängt sich allem Wohlwollen zum Trotz doch ein wenig der Verdacht auf, das Vertex - die ja nun im Juni für zweite Versuche wieder anreisen müssen - etwas Extrageld absahnen möchte...
Trotz dieser zwei mehr oder weniger verschenkten Tage, haben die Familie und ich dennoch bereits einen schönen Ausflug zu den Glens of Antrim gemacht sowie einige nette Abende verbracht. Gestern dann habe ich mit meinem werten kleinen Bruder ein kleines "Abenteuer" erlebt, welches von langer Hand geplant war: Wir haben nach einer gemeinsamen Trekkingtour mit den Eltern, einen anderen Abstieg genommen und die Nacht im Zelt in den Bergen verbracht. Trotz des engen Raumes und einer recht kurzen Nacht, war das eine schöne Erfahrung - für beide von uns, denke ich.

Montag, 25. April 2011

(t)i(e)rische Ostern

In diesem Jahr habe ich das Osterfest  - ich glaube erst zum zweiten Mal in meinem Leben - fernab von der Heimat und den damit verbundenen Bräuchen verbracht. Besonders einen davon wollte ich jedoch nicht missen; das jährliche Ostersingen zum Sonnenaufgang am Müggelsee. In Ermangelung eines Müggelsees, wie auch Liedguts schien das ganze jedoch zuerst im Sande zu verlaufen, bis ich mir dann ein Herz fasste und (recht kruzfristig) verscheidene E-Mails verschickte. Die Resonanz war überwältigend. So stieg ich dann mit vier Mitfreiwilligen - Kate, Melissa, ihre Cousine Eva und Tobi -  am Samstagabend auf den Bergsattel vor dem Slieve Donard, wo wir die Nacht verbringen wollten, um am nächsten Morgen im ersten Licht des Tages die Spitze zu erklimmen.
Bevor wir uns nach unserem Aufstieg in unsere Zelt knüllten, verspeisten wir noch mitgebrachte Vorräte. Ich hatte Bouletten gemacht und Tobi einen leckeren Humus, den wir auf selbst gebackene Brötchen geschmiert verspeisten. Dies sorgte jedoch für eine Begegnung der dritten Art - zumindest dachten wir soetwas in der Art als wir mit unseren Kopflampen nichts ahnend in die Dunkelheit leuchteten und ein paar Augen zurückleuchtete. Meister Reinecke, den man ob, der kargen Landschaft überall aber nicht dort oben vermutet hätte, und der sich, im Normalfall von zurückgelassenen Essensresten ernährte, wollte sich anscheinend ebenfalls ein österliches Festmahl gönnen. Leider konnten wir uns damit nicht einverstanden erklären und sahen uns nach einigen Aufdringlichkeiten seinerseits dazu gezwungen, ihn durch Schreien und Steinewerfen in die Flucht zu schlagen. An dieser Stelle muss noch vermerkt werden, dass wir natürlich keine Steine AUF den Fuchs warfen, sondern viel mehr an ihm vorbei zielten, um ihn in die Flucht zu schlagen, nicht aber zu verletzen. So konnten wir uns dann gegen Mitternacht auf eine mehr oder weniger geruhsame jedoch fuchsfreie Nacht einstellen.
Am nächsten Morgen um 5:20 klingelte dann der mitgenommene Wecker und wir machten uns verschlafen an den letzten Rest des Aufstiegs. Oben angelangt wurden wir mit einem wundervoll klaren Morgen und einem Sonnenaufgang belohnt, der mit Worten kaum zu beschreiben ist. Außerdem wartete Kate mit einer Überraschung auf, die keiner erwartet hatte. Freunde, ich Scherze nicht: sie IST der Osterhase!





Das Liedersingen gestaltete sich zwar weniger stimmgewaltig als gewohnt, was dem ganzen jedoch keinesfalls einen Abbruch tat. Nachdem wird dann - einige auf englisch, andere auf deutsch - am Ende noch ein gemeinsames Vaterunser gesprochen hatten, verabschiedeten wir uns von den Schafen, die unser Gesang herbeigelockt haben musste und machten uns an den Abstieg.
Der Rest des Tages verlief dann wie ein Ostertag ablaufen sollte; bei größtenteils sonnigem Wetter machten wir zunächst ein Nickerchen auf der Wiese, suchten Ostereier und schauten zu guter Letzt das Unionspiel im Livestream. Meine Gäste kehrten dann gegen Abend nach Belfast zurück und mit ihrer Abreise überfiel mich die Müdigkeit.
Jetzt sitze ich gerade im Staffroom und harre der Ankunft meiner Familie. Ich habe so ein Gefühl als wäre das Eiersuchen für dieses Jahr noch nicht abgehakt...
Der Herr ist auferstanden! Frohe Ostern!

Donnerstag, 14. April 2011

Zustandsbeschreibung 11.-14.4.2011

 Am Dienstag diese Woche habe ich meinen bisher wohl anstregendsten Tag hier verbracht. Er begann um neun Uhr morgens mit dem täglichen "morningmeeting" wo man uns erzählte, dass wir trotz nachmittäglicher und abendlicher Sessions jetzt Training am High Level Ropes Course hätten. Allem anfänglichen Murren zum Trotz kann man behaupten, dass wir beim nachfolgenden Rettungstraining dennoch recht viel Spass in der Vormittagssonne hatten. Das gute Wetter verfolgte uns jetzt beinahe eine ganze Woche lang und lud sogar schon zum tragen kurzer Hosen und am Strand liegen ein - das jedoch nur nebenbei. Nach einer Mittagspause ging es dann um zwei Uhr weiter mit einer Low Level Ropes Course und Aerial Runway Session, beides zum Glück mit einer sehr pflegeleichten und sympatischen Gruppe junger Belfaster/innen. Am Abend hatte ich dann das Vergnügen, den Gastgeber für eine fünfzig Kind starke gemischt katholisch-protestantischer Kindergruppe zu sein und gleichzeitig bei der Leitung einer Bogenschieß Session mein zweites Assessment (jene Prüfungen, die zum alleinigen Leiten von Gruppen notwendig sind) zu durchlaufen. Ich habe bestanden, zur Abwechslung mal. Bisher habe ich es ja geschafft, mich mit nur einem einzigen Assessment durchs Greenhillleben zu schmuggeln und dennoch mit den Kindern arbeiten zu dürfen, war doch immer jemand verfügbar mit dem man auf Session geschickt wurde und der das nötige Assessment bereits in der Tasche hatte. Diese Tage sind jetzt vorbei. Da der Sommer vor der Tür steht, werden laut Programm Manager Brendan nun beinahe wöchtenlich solche Prüfungen anstehen. Mir kann das nur Recht sein. Am Dienstagabend fiel ich jedenfalls nach dem obligaotrischen Abend Cider mit Corbin und Kate und einem zu gleichen Teilen erfüllenden wie anstrengenden Abend steingleich ins Bett.
Auch im Augenblick ist eine nicht eben kleine Gruppe Kinder bei uns auf dem Gelände unterwegs, mit denen ich äußerst gut auskomme. Ich habe sogar die Namen der Kinder mit denen ich am heutigen Tag zu tun hatte (20) behalten können, worauf ich sehr stolz bin. Das wird bestimmt wieder so eine Gruppe, wo es einem fast Leid tut, dass sie irgendwann wieder abreisen muss. Aber: Die Chancen stehen hoch, dass ich den einen oder anderen Knirps im anstehenden Summer Camp wiedersehen werde. Juchhei. 
Als wohl letzten Eintrag diese Woche betreffend, möchte ich hier noch erwähnt finden, dass ich am Montag den ersten versandfertigen Greenhill-Newsletter seit Äonen gelayoutet, geschrieben und fertiggestellt habe. Da ich bisher keinen Weg gefunden habe hier pdf- Dateien sichtbar zu machen, kann mir, wer diesen zugesandt haben möchte, gerne unter altbekannter E-Mail Adresse eine Nachricht zukommen lassen. Dann darf sich der des Englischen mächtige Teil meiner Leserschaft an Text und Bild erfreuen. Für alle andere gilt leider nur letztlich meine Entschuldigung dafür.

Donnerstag, 7. April 2011

Uffm Bau

Derzeit werden meine Abreitskollegen und ich regelmäßig vom Rattern einer Säge oder ähnlichem geweckt. Die fleißigen Bauarbeiter, welche gerade in beachtlichem Tempo einen neuen Kletterturm errichten, sind meist schon früher als wir auf den Beinen. Ich spreche von einem "beachtlichen Tempo" - das ist jedoch eher relativ zu sehen, sollte besagter Kletterturm doch bereits seit acht Tagen funktionstüchtig sein. Diese Verzögerung ist jedoch am aller wenigsten Schuld der Bauleute.

Der Kletterturm und überhaupt der Fakt, dass Greenhill derzeit ein wenig einer Großbaustelle gleicht ist Bestandteil jener ominösen Veränderungen, die hier derzeit von statten gehen. Eine neue Bogenschuss-Anlage ist bereits weitestgehend fertig, der Kletterturm steht vor seiner Vollendung und wird vermutlich nächste Woche einsatzbereit sein und vom neuen LLRC (Low Level Ropes Course) sieht man zumindest schon die Stützpfeiler. Auch haben wir einiges an neuem Equipment bekommen. Von uns aus kann der Sommer nun kommen - und das tut er auch. In den letzten zwei Wochen war es nun schon einige Male möglich kurze Hosen zu tragen. Überhaupt grünt und blüht es derzeit an allen Ecken und Enden auf, was wirklich schön anzusehen ist. Zwar habe ich derzeit keinen direkten Vergleich, dennoch - berichtigt mich wenn ich falsch liege - bin ich der Meinung, dass solches in Deutschland erst später geschieht.

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