Nordirland, welches aus sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster besteht, gehört als einziger Teil der irischen Insel zum Vereinigten Königreich. Im Zuge der Neubesiedlung durch die britische Krone im 16. Jahrhundert hielt eine neue Bevölkerungsgruppe, die zudem eine andere Glaubensrichtung vertrat, Einzug auf der irischen Insel. Dies gilt heute gemeinhin als Ursprung jenes Konfliktes, welcher von den Iren oft salopp als "The Troubles" bezeichnet wird und das Land bis zur Jahrtausendwende erschütterte. Auch wenn die paramilitärischen Körperschaften beider Seiten offiziell die Waffen niedergelgt haben, so existieren auch heute noch Hass und Misstrauen zwischen jenen Bevölkerungsgruppen, was sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirken kann.
Kinder beiderlei Lager haben im Greenhill YMCA in Newcastle daher die Möglichkeit, fernab der Troubles, die Natur und einander besser kennen zu lernen. Sie dabei anzuleiten und zu unterstützen, wird während der nächsten 13 Monate zu meinen Aufgaben gehören.

Montag, 30. August 2010

Am Anfang war das Chaos




Gerstern, am 29.08.2010 war es endlich soweit:

Von Berlin Schönefeld ging es um 9:30 mit 11Kg Übergepäck auf in Richtung Dublin. Im Gepäck, außer jenem zu dicken schwarzen Koffer, meinen treuen Drahtesel, luftleer und irgendwie traurig aussehend. In Dublin wurde ich dann vom hiesigen Freiwilligenkoordinator Rod mit dem Auto ins sonnige Newcastle geschippert. Nach einem längeren und intensiven Gespräch auf der Fahrt erwartete mich dort ersteinmal ein mittlerer Schock: Das Zimmer, welches ich im übrigen eventuell nur noch bis morgen bewohnen werde, wurde von meinem Vorgänger Phill, der sich wohl auch sonst nicht durch besondere Arbeitswut auszuzeichnen pflegte, in erbarmungswürdigem Zustand hinterlassen: Essensreste schimmelten in Schüsseln auf dem Boden vor sich hin, Staub bedeckte das einzige Regal und eine (ebenfalls schimmlige) Mattratze das Bett. Nach einigen kleineren Aufräumarbeiten ist es nunmehr nicht nur wieder bewohnbar, sondern sieht sogar recht wohnlich aus, wie ich finde. Nunja, nicht nur ich, Greenhill-Kater Bandit ebenfalls.




Der zweite Schock ließ dann jedoch auch nicht lange auf sich warten. Als ich meinen Koffer öffnen wollte, um ihm Fahrradwerkzeuge zu entnehmen, stellte sich heraus, dass die Schließmechanik im Eimer war. Nach einigen fruchtlosen Versuchen sahen wir uns daher gezwungen, das Problem durch Aufbrechen zu umgehen. Problem gelöst. Am Abend des gleichen Tages ging es dann noch in Richtung Downpartick, der nächsten größeren Ortschaft, zwecks eines Kinobesuches, den ich jedoch leider größteneils verschlief.

Mein Tag begann heute quasi mit der Mitarbeiterversammlung, bei der -  so Rod - mir und Michael, einem anderen neuen deutschen Freiwilligen, mitgeteilt werden sollte, wie unser zu absolvierendes Training ablaufen wird. Die Versammlung lief im allgemeinen recht ruhig ab, was jedoch auch daran lag, dass heute in Nordirland ein gesetzlicher Feiertag begangen wird und daher die Hälfte der Belegschaft fehlte. Fehlen tat auch Anne, eine weitere zu trainierende deutsche Freiwillige, von der wir erfuhren, dass sie erst am Mittwoch- abend zu uns stoßen kann, was zur Folge hat, dass Michael und ich erst am Mittwoch mit dem tatsächlichen Training beginnen können und bis dahin erst noch ein wenig in das Leben hier eingewiesen werden. So fuhren wir heute beinahe den halben Tag mit Rod und seinem Auto durch die Mournes, wie die umliegende Bergkette genannt wird und haben erst am Abend Andre, einen ehemaligen Freiwilligen und diesjährigen Trainer, kennengelernt.
Am Mittwoch, wenn Anne eingetroffen ist, legen wir dann richtig los. So verspricht es zumindest unser "Stundenplan". Und wo wir bereits bei Versprechungen sind, verspreche ich gegen Ende der Woche eine Vorstellung des Teams.
Bis dahin, Lucas

Follower