Nordirland, welches aus sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster besteht, gehört als einziger Teil der irischen Insel zum Vereinigten Königreich. Im Zuge der Neubesiedlung durch die britische Krone im 16. Jahrhundert hielt eine neue Bevölkerungsgruppe, die zudem eine andere Glaubensrichtung vertrat, Einzug auf der irischen Insel. Dies gilt heute gemeinhin als Ursprung jenes Konfliktes, welcher von den Iren oft salopp als "The Troubles" bezeichnet wird und das Land bis zur Jahrtausendwende erschütterte. Auch wenn die paramilitärischen Körperschaften beider Seiten offiziell die Waffen niedergelgt haben, so existieren auch heute noch Hass und Misstrauen zwischen jenen Bevölkerungsgruppen, was sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirken kann.
Kinder beiderlei Lager haben im Greenhill YMCA in Newcastle daher die Möglichkeit, fernab der Troubles, die Natur und einander besser kennen zu lernen. Sie dabei anzuleiten und zu unterstützen, wird während der nächsten 13 Monate zu meinen Aufgaben gehören.

Sonntag, 27. März 2011

Aim Bisi

Am Dienstag und Mittwoch der letzten Woche waren Michael, Lea und ich mit dem Freelancer Aidan und seiner Freundin Maja an der Nordküste zum Surfen. Die Beiden sind ehemalige Freiwillige und daher bestens mit Greenhill vertraut und so wusste Aidan um die Tatsache, dass wenn man mit den richigen Leuten spricht es nicht weiter schwierig ist, kurzfristig seine freien Tag neu zu arrangieren. Surfen - und dabei meine ich diesmal die Variante ohne Segel - ist eine sehr spaßige Sache, mit dem einzigen Manko, dass das Wasser im Atlantic nicht nur zur aktuellen Jahreszeit *****kalt ist.
Nachdem man jedoch in einen Neoprenanzug geschlüpft ist (keine leichte Sache...) ist es nur noch halb so schlimm - nicht. Wie dem auch sei; der klirrenden Kälte zum Trotz haben wir uns für einige Stunden, größtenteils auf dem Bauch liegend, an den Stränden Portrushs verlustiert. Am Ende gelang es sogar 1-2 mal sich hinzustellen. Aber: Übung macht den Meister!
Die Rechnung für unsere verschobenen freien Tage bekamen wir dann dieses Wochenende. Was ein entspannter Gammeltag am Strand oder auf der Wiese - ja, es ist tatsächlich zwischendurch warm genug dafür gewesen -  hätte werden können, wurde zu einem wahren Gewaltakt an Sessions. Die Arbeit mit  drei verschiedenen Gruppen, die ich an diesem Wochenende auf dem Hochseilparcours, der Night-Line und bei einigen Spielen betreute, war nichts desto trotz sehr erfüllend. Wie denn auch nicht, wenn man den Großteil seines Tages mit einer Gruppe 16-18 jähriger Hockey- und Hurlingspielerinnen, die noch dazu ausnehmend gutaussehend waren, verbringen darf? Nein, mit allem gebührenden Ernst: Es handelte sich um vielleicht die beste Gruppe, die ich bisher als Group Host betreuen durfte. Für die Jugendmanschaften der Frauenabteilung des New Mossley Hockey Clubs und zwei Hurling (oder Camogie, wie die weibliche Form dieser faszinierenden Sportart auch genannt wird) Teams aus Antrim, war ihr Aufenthalt in Greenhill der Höhepunkt einer gemeinschafltichen Konfliktbewältigungswoche, die zum von der EU geförderten "Peace III" Projekt gehört und unter dem Motto "Yes we can" stattfand. Für all jene die nicht ganz so tief mit der Materie vertraut sind; Hurlin oder Camogie gilt als typisch irischer Sport und ist somit den Katholiken vorbehalten, während Hockey von den Protestanten favorisiert wird, die sich als Nordiren oder gar als Briten verstanden wissen wollen.
Anne - Kate  - Lucas - Maga - Miriel - Corbin



Es ist nur natürlich, dass bei fünf Session an einem Wochenende und mit einer solch interessanten/sympatischen Gruppe der Besuch Miriels aus Belfast nahezu unter den Tisch fiel. Mirirel, eine Freundin von Melissa und Clara, war bereits am letzten Wochenende mit Magareta, Kate, Corbin (übrigens schon wieder ein Amerikaner), Anne und mir auf den Comedagh und beinahe auf den Slieve Binnion gestiegen und verbrachte nun ihr zweites Wochenende in Newcastle, weil ihr in Belfast irgendwie die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Jedoch scheint sie sich mit allen anderen Freiwilligen recht gut verstanden und trotz allem ein entspanntes Wochenende verbacht zu haben. Und über den Hochseilparcous haben wir sie auch gescheucht...

Freitag, 18. März 2011

St. Patricks Day und so...

Lang lang ist's her und doch unvergessen: Bevor ich zu einer Beschreibung der St. Patricks Day Feierlichkeiten ansetze, will ich kurz von einem Ausflug an die Nordküste, den Clara, Melissa, Toni und ich vor 12 Tagen verlebten, berichten. Nachdem ein von mir geplanter Camping- oder Fahrradfahrkurzurlaub anlässlich dreier freier Tage am Stück vielerlei Gründe wegen ins Wasser gefallen war, beschlossen wir uns anzusehen was vom Dunluce Castle, in der Nähe von Portrush, übrig geblieben ist. Bei Toni handelt es sich um einen bekannten von Magareta, den wir am Tag zuvor in Belfast kennengelernt hatten und der sich gerade auf einer (Nord)Irlandrundreise befand und witzigerweise dachte, er spräche fast gar nicht sächsisch. Maga hatte leider keine Zeit, da sie arbeiten musste. So machten wir uns denn zu viert, Duck Sauce im Ohr - mehr oder weniger freiwillig - auf den Weg, um uns obiges Schlossruinchen anzuschauen. Dem Fakt zum Trotz, dass es auf Fotos weit imposanter aussieht als es in der Tat ist, haben wir dennoch einen netten Tag verbracht, der durch den Besuch des "Spinnakers", einer zugegebenermaßen recht runtergwirtschafteten Spelunke, gekrönt wurde. Warum sollte eine Spelunke des Tages Krönung sein, fragt ihr euch? Nun, wer schon einmal auf der grünen
Toni - Clara - Melissa - Lucas (vlnr)
Insel war, weiß, dass das Guinness hier am besten schmeckt. (Das ist nicht nur eine Redensart!) Die wenigsten jedoch wissen, dass es auch hier noch signifikante Unterschiede im Geschmack des dunklen Goldes gibt, die sowohl vom Zustand des Zapf-Equipments, als auch von den Fähigkeiten des Zapfenden, als auch von allerlei anderen Faktoren abhängig ist. Im "Spinnaker" habe ich so zum Beispiel, abgesehen vom Storehouse in Dublin, mein bisher bestes Guinness genießen dürfen.

Dublin ist nebenbei bemerkt ein gutes Stichwort, denn dort verbrachte ich - recht kurzentschlossen - den diesjährigen St. Patricks Day.
Nachdem wir (AJ, Adam, Corbin, Jamie und ich) am vorrangegangenen Abend bis in die frühen Morgenstunden einer unserer neuen Lieblingsfreizeitbeschäftigungen, dem Pen-and-Paper-Rollenspiele spielen, gefrönt hatten, stand ich am 16. um 6.00 Uhr auf, um einen Bus nach Dublin zu nehmen. Zugegeben; diese Rollenspielgeschichte ist ziemlich nervig, aber es macht nichts desto Trotz einen Heidenspass, mit einer fiktiven Gruppe von Fantasy-Charakteren monstermeuchelnd durch eine Welt zu ziehen, die zu gleichen Teilen einem alten Warhammer-Buch, wie dem kranken Hirn unseres Stafftrainers Michael Smith entsprungen ist.
Jedenfalls erreichte ich Dublin, wo ich mich mit Melissa, Clara und Marianne traf, um 11 Uhr. Gemeinsam sind wir danach zur großen Parade auf  der Connolly Street gegangen. Unglücklicherweise hatten gefühlte drei Milliarden andere Iren/Nordiren die selbe Idee, was die Sichtverhältnisse nicht zwingend verbesserte. Um diesem Faktum Abhilfe zu schaffen, entschieden wir uns, in ein mehrstöckiges Fastfood-Restaurant an der Paradestrecke zu gehen. Theoretisch recht clever, praktisch jedoch ebenfalls nicht einzigartig. Drastischere Maßnahmen mussten ergriffen werden, so verbrachten die Mädels die Parade auf dem Damenklo, welches ein Fenster zur Straße besaß und ich verließ das Lokal und sah mir das Ganze, solange bis ich von einem Garda-Beamten freundlich zum Runterkommen aufgefordert wurde, auf einem entführten Straßenkegel balancierend an. Die Parade war eigendlich sehr schön. Natürlich gab es auch einige darstellerische Griffe ins Klo, ein überdimensionaler Hund oder ein geflügeltes Schwein hingegen - allesammt vom Dubliner Zoo -
waren echte Hingucker. Irischer Tradition folgend verlief der Rest des Tages für die meisten Paradebesucher in einem Rausch von Alkohol.


Die drei Grazien und ich allerdings haben zu Fuß noch ein wenig die überfüllte und lärmende Stadt erkundet und nebenbei einige Caffees aufgesucht und uns anschließen mit einem Bierchen in den St. Stephens Green Park gesetzt. Dort sind auch diese wundervollen Bilder mit der sogar noch wundervolleren Kleeblatt-Brille, die Clara unterwegs fand, entstanden.


Marianne
Melissa
Clara
Den Abend verbrachten wir dann in einem Pub, der zwar weniger überfüllt als die anderen, aber dennoch voll genug war und dann hieß es für uns zurück nach Hause. Für Marianne, die ja in der Arche Dublin als Freiwillige arbeitet und somit eine ehemalige Kollegin von Maga ist, war der Weg nicht allzu weit, wir anderen jedoch erreichten Belfast, wo ich die Nacht verbrachte, um 1.00Uhr.



Lucas
Heute morgen dann ging es zurück nach Newcastle, zum zweiten Mal in meinem Leben auf dem Rücken eines Motorrades. Inhaber dieser Höllenmaschine ist der Stafftrainer und ungeachtet meiner Wortwahl am Anfang dieses Satzes macht es einen Heidenspass auf zwei Rädern bei wunderbarstem Sonnenschein durch den Morgen zu brettern. An dieser Stelle sei noch angefügt - besonders für die Angst-Oma - das ich selbstredend einen Helm trug und Michael durchaus ein erfahrener Biker ist. Das war mein St. Patricks Day 2011. Zustand: Glücklich, aber unendlich müde.

Dienstag, 1. März 2011

Wie macht der Seehund?

Nachdem die letzte Woche mit vielen Gruppen und ebensovielen Einsätzen meinerseits, sowohl als Group Host, als auch als eine Art Aufpasser für die Newbies während deren ersten Sessions recht arbeitssam war, habe ich einmal mehr mein freies Wochenende in vollen Zügen genossen. Anders als andere Wochenenden begann dieses jedoch erst am Samstagabend mit einem Besuch bei Clara und Melissa. Als ich gestern Abend nach fast 24-Stunden Gemütlichkeit in Belfast im Schweiße meines Angesichts den hiesigen Hügel erklomm, fasste ich den Entschluss, dass damit der Plackerei für diesen Abend noch nicht genug sei und ich, ob des hellen Sternenhimmels, den Weg zum Steinbruch auf mich nehmen würde, um dort Sterne zu gucken und zu fotografieren. Es hat sich gelohnt.
Der heutige Tag dann stand ganz im Zeichen des Seehunds; und das kam so:

Als ich heute nichtsahnend am Murlough Beach entlang joggte und mich gerade an die Durchwatung jenes Flüsschens machte, dass den Dundrumer Bodden mit dem Meer verbindet, dachte ich mich laust der Affe. Dort schwamm irgendetwas im Wasser. Länger als ein Vogel aber zu einem Hund passte der Schwimmstil auch nicht wirklich. Potzblitz; es waren Seehunde oder Robben oder so!
(http://en.wikipedia.org/wiki/Harbor_seal)
Wie auch immer, vermerkt werden kann jedenfalls, dass diese Biester, anders als ihre verrückten, im Zoo beheimateten Artgenossen keineswegs zutraulich sind. Man beäugte mich wachsam und ein recht großes und augenscheinlich altes Exemplar schnaubte mich auch wenig vertrauenerweckend an. Vielleicht eine Art Alphamännchen oder so, falls es das bei Seehunden gibt. Jedenfalls beschloss ich an diese Stelle am Nachmittag mit meiner Kamera und einem Zoom-Objektiv zurückzukehren. Gesagt getan, ich kehrte zurück und schoss über 200 Bilder, an denen ich euch mit diesen beiden Anteil haben lassen möchte. Leider schwamm jedoch bei meiner Rückkehr nur noch ein einziger Seehund, die anderen ließen sich von der heranziehenden Flut beplätschern und lagen nur faul rum. Spielverderber.

Am morgigen Tag bekommen wir abermals Unterstützung von weiteren Freiwilligen, besagtem Kanadier, der Australierin und einer Neuseeländerin, die mit Hamish und Sophie bekannt ist. Das hat zur Folge, dass weitere Hausbewohner in den zweifelhaften Genuss kommen ihr Zimmer teilen zu müssen. Überraschender Weise haben sich dafür aber freiwillige Freiwillige gefunden. Hamish und Michael teilen sich ein Zimmer, wofür ich meinen Respekt aussprechen muss. Ich persönlich fände es nämlich ziemlich ätzend, arbeiten und leben wir doch weitestgehend so oder so schon zusammen, meiner einzigen privaten Rückzugmöglichkeit beraubt zu sein. Nicht ganz so freiwillig (vermutlich) werden sich auch die beiden neu angekommenden Mädels das alte Zimmer Coris und Adams teilen. Die Beiden zogen nämlich heute in eines der leeren Büros im alten Haupthaus, worüber sie recht froh sind, lebt es sich dort doch ein wenig zurückgezogener.

Follower