Nordirland, welches aus sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster besteht, gehört als einziger Teil der irischen Insel zum Vereinigten Königreich. Im Zuge der Neubesiedlung durch die britische Krone im 16. Jahrhundert hielt eine neue Bevölkerungsgruppe, die zudem eine andere Glaubensrichtung vertrat, Einzug auf der irischen Insel. Dies gilt heute gemeinhin als Ursprung jenes Konfliktes, welcher von den Iren oft salopp als "The Troubles" bezeichnet wird und das Land bis zur Jahrtausendwende erschütterte. Auch wenn die paramilitärischen Körperschaften beider Seiten offiziell die Waffen niedergelgt haben, so existieren auch heute noch Hass und Misstrauen zwischen jenen Bevölkerungsgruppen, was sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirken kann.
Kinder beiderlei Lager haben im Greenhill YMCA in Newcastle daher die Möglichkeit, fernab der Troubles, die Natur und einander besser kennen zu lernen. Sie dabei anzuleiten und zu unterstützen, wird während der nächsten 13 Monate zu meinen Aufgaben gehören.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Ulster 'till I die!

Am gestrigen Abend waren nahezu alle Freiwilligen recht kurz entschlossen in Dublin, um dort der Fußballbegegnung Nordirland vs. Schottland im Carling-Cup (lokaler Bierfabrikant) beizuwohnen.
Das Spiel selbst, welches die Nordiren mit 0:3 verloren, war kurz gesagt grauenhaft und eigentlich nicht wirklich als Fußball zu bezeichnen. Den Abend gerettet haben jedoch die tolle Kulisse im neu gebauten AVIVA-Stadion und die sehr einprägsamen Fangesänge der Nordiren. Speziell der Schlachtruf "Green-White Army" - zu einem fast gälisch anmutenden Kaudawelsch zusammengelallte möglichst laut hinauszuschreien - und das Liedfragment "Ulster 'till I die, I'm Ulster 'till I die, I know I am, I'm sure I am, I'm Ulster 'till I die" sagten uns sehr zu und luden zu Variationen wie "There's sugar in my eye (x2), it hurts so bad (x2), There's sugar in my eye" ein.

Bei all dem Spass bleibt jedoch gerade bei Länderspielbegegnungen Nordirlands immer ein ernster Beigeschmack bestehen: Die "nordirischen" Anhänger repräsentieren nämlich keinesfalls das gesammte Land. Die mehrheitlich mit Winkelementen britischer Coleur ausgestatteten Fans sind nahezu alle protestantischer Konfession. Kaum ein Katholik würde auch nur auf die Idee kommen, zu einem Fußballspiel zu gehen, geschweige denn, den Gedanken mögen, von einer als nordirisch ausgewiesenen Mannschaft vertreten zu werden. So teilt der immernoch schwelende Konflikt auch die Sportwelt und man kann sich nahezu sicher sein, das beim Carling-Cup-Spiel der Republik Irland gegen den Norden des Landes (im April) die Luft brennt.
Umso verwunderlicher ist es, betrachtet man die Brisants der Lage und die Gewaltbereitschaft einiger Fangruppen, dass es, ganz anders als in deutschen Stadien, beim Einlass nicht den Hauch einer Sicherheitskontrolle gibt und dass, diesem Faktum zum Trotz, im Stadion nichteinmal ein Hauch von Pyrotechnik zu sehen war.
Freilich sind dies nicht die einzigen Kuriosi, die dem geneigten Beobachter beim Blick durchs Stadion ins Auge springen: Die Fans beider Mannschaften werden durch nichts voneinander getrennt und laufen nach dem Spiel, bei dem sie sich eben noch wüst beschimpften, mehr oder weniger friedlich nebeneinander auf der Straße; Fangnetze hinter den Toren gibt es nicht; Zäune gibt es nicht; im ganzen Stadion herrscht Rauchverbot; ein Hot-Dog kostet 5€ und, zu guter Letzt; beim Carling-Cup gibt es kein Carling sondern stattdessen gar kein Alkohol. Verrückte Welt.

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